Das Ishikawa Diagramm wird genutzt, um potenzielle Ursachen für bereits identifizierte Hauptprobleme zu ermitteln. Die Methode des Fischgrätendiagramms wird immer dann eingesetzt, wenn Situationen auftreten, in denen die Ursache nicht auf den ersten Blick erkennbar ist. Es wurde ursprünglich für das Qualitätsmanagement konzipiert, wird aber heute auch in vielen anderen Bereichen gerne genutzt. Einschränkungen bezüglich eines Einsatzes in einer bestimmten Branche, ob Dienstleistung oder Produktion, staatliche Institutionen oder freie Wirtschaft, sind ebenfalls nicht gegeben. Diese Beliebtheit und vielfältige Einsatzweise geht auf die grundlegende Arbeitsweise des Ishikawa Diagramms zurück. Im Gegensatz zu Analysen, die nur offensichtliche Problemlösungen berücksichtigen, wird hier versucht, tiefer gehende Alternativlösungen aufzudecken. Somit eignet sich diese Methode bestens für die nachhaltige Problemlösung auf vielen Gebieten.
Das Ishikawa Diagramm wird dabei oft im Anschluss an eine Pareto-Analyse durchgeführt, in der die Hauptprobleme vorab ermittelt werden. Sie ermöglicht eine genauere und strukturierte Analyse aller Arten von Problemen und Sie können sie sowohl einzeln als auch in der Gruppe nutzen. Quasi stellt sie ein gesteuertes, zielgerichtetes Brainstorming dar. Das Diagramm wird am besten an großen Flipcharts oder Wandtafeln dargestellt. Der Vorteil zum „normalen“ Brainstorming liegt darin, dass mögliche Einflussbereiche genannt werden, an denen sich die Teilnehmer bei der Ursachenfindung orientieren können. Selbstverständlich liefern die Ergebnisse eines Ishikawa Diagramms nicht zwangsläufig die tatsächliche Ursache der beispielsweise durch die Pareto-Analyse identifizierten Probleme, sie bilden die Vermutungen der Teilnehmer ab.
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Das Ishikawa Diagramm als Teil der sieben Qualitätswerkzeuge
Der Japaner Kaoru Ishikawa entwickelte das nach ihm benannte Diagramm bereits in den 1940er-Jahren als Bestandteil der Q7 (sieben Qualitätswerkzeuge). Er konzipierte diese, um die Visualisierung von Problemen zu erleichtern und somit eine bessere und effektivere Lösungsfindung zu unterstützen. Die Q7 bestehen damit aus: Fehlersammelkarte, Histogramm und Qualitätsregelkarte sowie Korrelationsdiagramm, Pareto Diagramm und Brainstorming. Zusätzlich natürlich noch das Fischgrätendiagramm.
Im Gegensatz zum klassischen Brainstorming liegt beim Ishikawa Diagramm eine Clusterung der Ergebnisse bereits zu Beginn vor – die Ideen werden auch hier natürlich selbst entwickelt. Dabei ist "Idee" das falsche Wort, da es sich eigentlich um potenzielle Problemursachen dreht, die es zu sammeln gilt. Diese Ursachen haben einen mehr oder weniger großen Einfluss auf ein bereits bestehendes Problem.
Konkret zeichnet man das Problem als große Blase auf eine Pinnwand und dahinter konstruiert man ein fischähnliches Gebilde mit Rückgrat und davon nach oben und unten abzweigenden Hauptgräten. Diese grafische Darstellung ist bereits das Grundgerüst des Ishikawa Diagramms, daher auch Fischgrätendiagramm genannt. Die Hauptgräten-Enden werden mit Oberbegriffen (den Clustern) versehen, wie etwa: Mensch, Methode, Maschine, Material, Mitwelt, Messung und Management. Die Anzahl der „Gräten“ hängt davon ab, wie viele Faktoren auf den Prozess einwirken. Eine erste Orientierung geben zumeist die „5 M“: Das sind „Mensch, Maschine, Mitwelt (Umwelt), Methode und Material“.
All diese Cluster sind potenzielle Ausbruchsherde für nicht selten eine Fülle von Ursachen und Nebenursachen, die das Problem verschlimmern könnten und sich von nun an als Nebengräten und Unternebengräten immer weiter verästeln.
Gibt es ein Beispiel für ein Fischgrätendiagramm?
Nutzen Sie zur Verdeutlichung das nachfolgende Beispiel eines Ishikawa Diagramms. Es betrachtet als Problem den hohen Kraftstoffverbrauch innerhalb einer Familie. Sie versuchen also mit der Ishikawa-Technik herauszufinden, was denn alles so den Kraftstoffverbrauch Ihres PKW’s in die Höhe treibt.
Wie erstelle ich schrittweise mein eigenes Ishikawa Diagramm?
Das Entscheidende am Ishikawa Diagramm und der Unterschied zu einem anderen Ursache-Wirkungs-Diagramm ist das mehrfache Nachfragen „Warum?“ die Haupt- und Nebenursache einen Einfluss auf das Hauptproblem besitzt. Durch dieses Nachfragen erreicht die Beschäftigung und damit die Analyse eine Tiefe, die Sie im normalen Arbeitsalltag in der Regel nicht erreichen. Bei der Verwendung nach dem japanischen Verständnis wird die Hauptursache mindestens dreimal, am besten bis zu fünfmal mit „Warum?“ hinterfragt! Für die Erstellung eines Ishikawa-Diagramms benötigt eine Gruppe von 4-8 Personen in der Regel zwischen 2 und 4 Stunden, je nachdem, wie tief in die jeweilige Problematik eingestiegen wird, d. h. wie oft die „tatsächlichen Ursachen“ über die „Warum?“-Fragen hinterfragt werden. Als konkrete Handlungsanweisung können 6 Schritte definiert werden.
Schritte 1 & 2: Hauptproblem definieren und Hauptursachen eintragen
Zuerst muss das Hauptproblem identifiziert werden - z. B. mit Hilfe einer Pareto-Analyse. Dabei sollten sich alle Beteiligten über die Definition des Problems einig sein. Dieses Hauptproblem stellt nun den Fischkopf des Ishikawa Diagramms dar. Nutzen Sie die vorab beschriebenen "5M" („Mensch, Maschine, Mitwelt, Methode und Material“) als erste Orientierung und ergänzen Sie die für Sie zusätzlich relevanten "Hauptgräten". Hierfür eignet sich ein Flipchart beispielsweise sehr gut.

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Schritt 3: Nebenursachen hinzufügen
Nachdem das Team alle Hauptursachen gesammelt und in das Diagramm eingetragen hat, folgt die erste Fragerunde mit „Warum?“. Die gesammelten Nebenursachen werden nun ebenfalls eingetragen. Anschließend folgt die zweite Fragerunde, dann die dritte Fragerunde. Abgebrochen wird das Nachfragen zu dem Zeitpunkt, an dem sich das Team einig ist, dass die herausgefundene Nebenursache tatsächlich eine Ursache für das Hauptproblem ist. Dabei werden alle genannten Ursachen aus der Runde ins Diagramm aufgenommen. Analog den Brainstormingregeln sollte bei der Erstellung des Ishikawa-Diagramms keine (Be-)Wertung eines Beitrages erfolgen.
Schritt 4: ABC-Analyse
Um von der nun vorhandenen großen Anzahl an Ursachen zu den Hauptursachen zu kommen, wird zunächst eine „ABC-Analyse“ durchgeführt. Das heißt, die erarbeiteten Ursachen werden nun klassifiziert und in A-, B- und C-Ursachen eingeteilt.
A = starker Einfluss auf das Problem
B = mittlerer Einfluss auf das Problem
C = schwacher Einfluss auf das Problem
Schritt 5: Zahlen, Daten, Fakten
Nach der Bewertung der Ursachen wird das Ergebnis für alle sichtbar auf dem Flipchart o.ä. festgehalten. Anschließend betrachten Sie nur noch die A-Ursachen weiter. Zu diesen werden nun Zahlen, Daten und Fakten gesammelt, um die tatsächlichen Haupteinflussgrößen zu bestimmen. Bei der Auswertung der A-Ursachen sollten Sie auch darauf achten, ob Ursachen gehäuft auftreten und ob „Cluster“ erkennbar sind. Das wäre ein Hinweis auf die Hauptursachen.
Schritt 6: Maßnahmen festlegen
Nach Fertigstellung des Ishikawa Diagramms kennen Sie die Hauptursachen Ihrer Probleme und können entsprechende Maßnahmen in Ihrem Unternehmen ableiten. Alle aus dem Fischgräten-Diagramm abgeleiteten Maßnahmen müssen Sie nun noch hinsichtlich deren Vor- bzw. Nachteile bewerten. Diese Maßnahmenpläne führen dann zur Ermittlung einer optimalen Lösung des Hauptproblems.

Ich helfe Ihnen gerne weiter!
Kati Schäfer
Produktmanagement Training & PRO SYS
Tel.: 07231 92 23 91 - 29
E-Mail: kschaefer@vorest-ag.de
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