Durch einen Prüfplan beschreiben Sie, wie die Qualitätsprüfung zur Sicherstellung der Umsetzung von Qualitätsforderungen an Produkte und Dienstleistungen vorgenommen werden soll. Bevor Sie lesen können, wie Sie Ihren individuellen Prüfplan erstellen können, zuerst noch ein Beispiel zur Verdeutlichung:
Die Münchner Abendzeitung berichtete vor einigen Jahren mit „Qualitätsprüfung auf dem Oktoberfest, welche ist die beste Wurst?“ über eine Skurrilität des Münchner Volksfests. Der Artikel beschreibt die so genannte „Wurstprobe“, eine der seltsamen, jedoch seit 1953 zugehörigen Traditionen des Oktoberfests. Originalton von Georg Schlagbauer, Chef der Metzgerinnung: „Es knackt nicht“. Auch nach längerem Kauen: „Es knackt nicht“. Das zufriedene Prüfergebnis fasste er wie folgt zusammen: „Das ist ja auch keine Wiener, das Schweinswürschtl darf nicht knacken“. Mehr als 20 Testesser kommen jährlich am Oktoberfest zusammen und bewerten die Qualität der Schweinswürste anhand von definierten Qualitätskriterien. Das Dokument, welches beispielsweise die „Knackprüfung“ festlegt, könnte mit Prüfplan bezeichnet werden. Wie Sie einen solchen Prüfplan nun erstellen sollten, lesen Sie im Folgenden.
Der Prüfplan im Rahmen der Qualitätsprüfung ist wesentlicher Bestandteil der Qualitätskonzepte
Unternehmen müssen über die Qualität sowie Performance ihrer Produkte oder die Konformität ihrer Dienstleistungen Bescheid wissen. Qualitätssicherung ist hier das Stichwort. Beispiel: Viele der Kunden, die einen Internetzugang in einer ländlicheren Wohngegend nutzen, haben die Vermutung, dass dieser nicht die vertraglich zugesicherte Geschwindigkeit liefert. Mehr Klarheit bringt dabei in solch einem Fall eine Prüfung. Um zu einem aussagefähigen Prüfergebnis zu kommen, müssen im Vorfeld jedoch einige Fragen beantwortet und ggf. innerhalb der Prüfpläne dokumentiert werden:
- Worin wird die Geschwindigkeit der Internetverbindung gemessen?
- Auf welche Weise wird die Internetgeschwindigkeit gemessen?
- Warum unterscheiden sich die Ergebnisse der Internetgeschwindigkeit bei mehrfacher Messung?
Nur bei klarer nachvollziehbarer Beantwortung dieser Fragen kann eindeutig festgestellt werden, ob dem Internetprovider z.B. im Falle eines zu langsamen Zugangs (Abweichungen vom festgelegten Soll-Wert) Beine gemacht werden müssen.
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Wann halte ich ein Messmittel und wann ein Prüfmittel in der Hand?
Da Messen und Prüfen viel miteinander zu tun haben, werden Begriffe wie Messmittel oder Prüfmittel häufig synonym verwendet. Zum Messen wird ein dabei Gerät mit Skala verwendet, an der die ermittelte Messgröße abgelesen kann. Das Messgerät selbst kann starr (z.B. Maßstab) oder verstellbar sein (z.B. Messschieber). Im Falle einer Prüfung wird im Anschluss an die Messung lediglich noch ein Vergleich mit einem Soll-Wert durchgeführt und ein „Gut“ oder „Schlecht“ als Prüfergebnis ausgegeben. Bei der Durchführung von Qualitätskontrollen handelt es sich also ausschließlich um ein Prüfen.
Prüfen ist …
die Feststellung, ob eine bestimmte Eigenschaft vorhanden ist (nichtmaßliche Prüfung) oder welche Größe eine vorhandene Eigenschaft hat (maßliche Prüfung).
Messen ist …
die Ermittlung, welcher konkrete Wert vorhanden ist. Dieser dient zum Beispiel bei der statistischen Prozesskontrolle (SPC) einer frühzeitigen Erkennung von Veränderungstrends.
Lehren ist …
der Vergleich einer Form oder eines Maßes mit einer Lehre, die ein vorgeschriebenes Maß oder eine gewünschte Form verkörpert.
Grundlagen und Hauptziele beim Prüfplan
Die Prüfplanung, deren Aufgabe die Sicherstellung der Umsetzung von Qualitätsforderungen an Produkte und Dienstleistungen ist, wird als die Planung der hierzu notwendigen Prüfungen in der gesamten Wertschöpfungskette definiert. Die Dokumentation des Prüfplans wird dabei schwerpunktmäßig der Qualitätsplanung, oftmals im Rahmen der ISO 9001 Qualitätsmanagement, zugeordnet. Im Rahmen der Herstellung bzw. Erbringung einer Dienstleistung werden Objekte einer Prüfung unterzogen, an die sich eine Auswertung der Prüfdaten anschließt. Die dabei gewonnenen und aufbereiteten Informationen können nun genutzt werden, um die Prozesse der Leistungserbringung und ggf. auch der Planung zu optimieren. Dieses Vorgehen entspricht durch die Rückkopplung einem Qualitätsregelkreis. Zusammengefasst sind die Hauptziele der Prüfplanung folgende:
- Sicherstellung der vorgegebenen Qualitätsforderungen
- Senkung der Kosten
- Verkürzung der Durchlaufzeiten
- Sicherstellung der Termintreue
- Gewährleistung der Funktionalität
- Transparenz und Zugänglichkeit der Unterlagen
- Frühzeitige Schwachstellenerkennung
- Nachvollziehbarkeit der Festlegungen
Die Prüfplanung hat die Aufgabe, über die gesamte Produktentstehungsphase, vom Wareneingang bis zum Versand, die notwendigen Prüfungen, Prüfmittel, Prüfmerkmale, Prüfzeitpunkt sowie Prüfumfang zu planen.
Stellen Sie die sieben W-Fragen, damit Sie Ihren Prüfplan erstellen können
Bei der Erstellung eines Prüfplanes ist es schließlich hilfreich die nachfolgend dargestellten sieben W-Fragen als Grundlage zu nutzen.
1. Warum: Prüfnotwendigkeit beurteilen
Da Prüfungen vorerst Kosten verursachen und keine Wertsteigerung generiert wird, sollte die Prüfplanung mit sehr viel Sorgfalt unter Berücksichtigung aller fachlichen und betriebswirtschaftlichen Einflussfaktoren ausgeführt werden. Die Notwendigkeit der Prüfung eines Merkmals kann sich ergeben aus
- gesetzlichen Vorschriften,
- Kundenanforderungen,
- Kostenrisiken im Fehlerfall oder
- bei sicherheitsrelevanter Bedeutung von Bauteilen oder Tätigkeiten.
2. Was: Erarbeitung der Prüfmerkmale für den Prüfplan
Das Ziel der Prüfplanung, Qualität zu gewährleisten, kann nur dann realisiert werden, indem die relevanten Merkmale geprüft werden. Alle nachfolgenden Planungsschritte hängen somit von der Auswahl und Vorgabe sinnvoller Prüfmerkmale ab.
3. Wie: Prüfmethode festlegen
Bei der Festlegung der Prüfmethode ist entscheidend, ob die Prüfmerkmale variabler oder attributiver Natur sind. Dabei bezeichnet der Begriff Attributivprüfung eine qualitative (meist subjektive), die Variablenprüfung dagegen eine quantitative (meist objektive) Prüfung der Merkmale.
4. Wann: Prüfzeitpunkt im Prüfplan festlegen
In diesem Schritt ist der Ablauf der Prüfung zu planen. Es ist festzulegen, welches Merkmal nach welchem Arbeitsgang zu prüfen ist. Hier hilft Ihnen die Überlegung, ob es Sinn macht, fehlerhafte Objekte weiteren ggf. kostenintensiven Prozessschritten zu unterziehen. Meistens ist es vorteilhafter fehlerhafte Objekte sofort (in line) ausfindig zu machen und aus dem Prozess zu nehmen.
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5. Wie viel: Prüfschärfe ermitteln
Die resultierenden Prüf- und Fehlerkosten werden durch die Festlegung des Prüfumfangs maßgeblich beeinflusst. Eine Stichprobenprüfung ist aus wirtschaftlicher Sicht der 100-Prozent-Prüfung vorzuziehen. Insbesondere bei einer zerstörenden Prüfung ist es unvermeidbar, auf eine Kontrolle jeder einzelnen Einheit zu verzichten. Nutzen Sie dabei in kniffligen Fällen als Qualitätsmaßstab die Vorgabewerte statistischer Verfahren wie zum Beispiel AQL (= Acceptable Quality Level).
6. Wo/wer: Prüfort/-personal festlegen
Die entscheidenden Faktoren für die Festlegung des Prüfortes sind die zu prüfenden Merkmale, die Teilegröße sowie der Materialfluss. Hierbei muss in die Überlegung einbezogen werden, wo die Objekte optimal geprüft werden können und vor allem, ob der Mitarbeiter von der Qualifikation her in der Lage ist, eine genaue Aussage über die erzielten Prüfergebnisse zu treffen. Im Zuge der Kostenreduzierung und Motivationswirkung sollten Sie möglichst eine Werkerselbstprüfung an den Einrichtungen realisieren.
7. Womit: Prüfmittel auswählen
Bei der Auswahl der Prüfmittel sollten Sie beachten, ob diese am Arbeitsplatz vorhanden sind oder ob der Werker einen hohen Zeitaufwand benötigt, um zu diesen zu gelangen und dadurch ein längerer, außerplanmäßiger Stillstand entsteht. Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die dabei Prüfmittelfähigkeit, die wiederum anhand der vorgegebenen Toleranzen der Prüfmerkmale zu ermitteln ist.

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