Was ist die DIN EN ISO 50005 - Leitfaden zur Einführung eines Energiemanagementsystems

Die DIN EN ISO 50005 ist ein internationaler Standard, der die schrittweise Einführung vom Energiemanagementsystem (EnMS) definiert. Dieser Standard bietet und beschreibt sowohl Richtlinien als auch Empfehlungen, um Organisationen bei der systematischen Entwicklung und Implementierung eines Energiemanagementsystems zu unterstützen. In diesem Kontext werden die verschiedenen Phasen und Schritte für die Umsetzung eines effektiven Energiemanagementsystems behandelt, wodurch Unternehmen ihre Energieeffizienz steigern und gleichzeitig ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren können. Die DIN EN ISO 50005 dient also als wertvolles Werkzeug, um die energiebezogenen Ziele und Anforderungen in verschiedenen Branchen zu erfüllen und eine nachhaltige Energiepraxis zu fördern.

Mit dem „Gesetz zur Finanzierung der Energiewende im Stromsektor durch Zahlungen des Bundes und Erhebung von Umlagen“ wurde ein neues Energiemanagementsystem (EnMS) in das deutsche Recht eingeführt: ein EnMS auf Basis der DIN EN ISO 50005 mindestens entsprechend Umsetzungsstufe 3. Dieses gilt im Energiefinanzierungsgesetz (EnFG) als Energiemanagementsystem bei Unternehmen mit einem Stromverbrauch von weniger als 5 GWh im letzten abgeschlossenen Geschäftsjahr. Die Inhalte dieser Norm und was es mit den Umsetzungsstufen auf sich hat, beantworten wir in diesem Beitrag.

Die Norm DIN EN ISO 50005

Die DIN EN ISO 50005:2022, die deutsche Fassung der ISO 50005:2021 (Vorgängerfassung ist die ISO 50005:2018), die im Jahr 2021 veröffentlicht wurde, erschien erst im September 2022. Daher ist die Jahreszahl 2022 korrekt. Dieser Leitfaden bietet Umsetzungshilfen für die Einführung von Energiemanagementsystemen. Als Leitfaden, der keine Anforderungen enthält, ist die Norm jedoch keine Grundlage für eine Zertifizierung und soll vielmehr Hindernisse beseitigen, die kleinen und mittleren Organisationen, die über begrenzte Ressourcen verfügen, bei der Einführung eines EnMS im Wege stehen. Er soll einerseits die Kosten der Einführung verringern, andererseits kurzfristig Erfolge (Einsparungen) ermöglichen, die die Motivation zum Weitermachen aufrechterhalten. Wenn Sie eine ISO 50001-Zertifizierung anstreben, sollten Sie eventuell noch bestehende Lücken mittels einer Lückenanalyse identifizieren und anschließend schließen, da eine vollständige Umsetzung des vollumfänglichen Leitfadens nicht automatisch dazu führt, dass am Ende ein nach ISO 50001 zertifizierungsfähiges EnMS besteht.

Nach § 30 EnFG ist ein EnMS Voraussetzung für den Anspruch auf die Besondere Ausgleichsregelung. Die Möglichkeit für Unternehmen mit einem Stromverbrauch von weniger als 5 GWh, ein nicht zertifiziertes EnMS nach ISO 50005 zu betreiben, ist nach der Begründung des Gesetzentwurfes als Erleichterung für diese Unternehmen gedacht. Das EnFG fordert daher einen "gültigen Nachweis" über den Betrieb der Energiemanagementsysteme nach DIN EN ISO 50005, ohne festzulegen, wie dieser aussehen soll. In der Praxis wird wahrscheinlich eine Eigenerklärung verlangt, die eine prüfungsbefugte Stelle ähnlich dem Nachweis der Erfüllung der Anforderungen an die Energieeffizienz bestätigt. Prüfungsbefugt sind Stellen, die auch EnMS zertifizieren dürfen.).



Die Umsetzungsstufen

Die schrittweise Einführung gemäß ISO 50005 basiert auf einem Reifegradmodell. Für 12 Kernelemente des Energiemanagementsystems (EnMS), die an die ISO 50001 angelehnt sind, definiert die Norm vier Reifegradstufen. Die vier Reifegradstufen in ISO 50005 dienen dazu, den Entwicklungsstand eines Energiemanagementsystems zu bewerten und aufzuzeigen, wie weit es bereits optimiert ist. Diese Stufen werden in der ISO 50005 wie nachfolgend aufgeführt beschrieben:

  • Stufe 1: Befähigung zum Energiemanagement (Beispielskriterium: gewisses Bewusstsein und Verständnis für den Energieeinsatz und Möglichkeiten zur Energieeinsparung vorhanden),
 
  • Stufe 2: Verbesserung des Energiemanagements (Beispielkriterium: Durchführung einer grundlegenden Analyse des Energieverbrauchs und der Energiekostendaten, die eine detaillierte Untersuchung und Auswertung verschiedener Aspekte des Unternehmens umfasst),
 
  • Stufe 3: Entstehendes EnMS (Beispielkriterium: Einhaltung rechtlicher Vorschriften ist Teil des EnMS),
 
  • Stufe 4: Etabliertes EnMS (Beispielkriterium: fortlaufende Verbesserung des EnMS sowie der energiebezogenen Leistung). Mit einigen Ergänzungen und Anpassungen kann die Konformität mit ISO 50001 erreicht werden.

DIN EN ISO 50005 - Analyse des Ist-Zustands

Festlegung der Unternehmensziele mithilfe der DIN EN ISO 50005

Zu Beginn der Einführung eines Energiemanagementsystems bestimmt eine Organisation für jedes der 12 Kernelemente anhand von Kriterien für die jeweilige Reifegradstufe, die im Normabschnitt 5 beschrieben sind. Auf dieser Grundlage kann die Organisation dann Ziele zur Verbesserung des EnMS festlegen, wobei der angestrebte Reifegrad für jedes der 12 Kernelemente individuell festgelegt werden kann.

Dabei muss nicht unbedingt phasenweise vorgegangen werden, sondern man kann auch direkt z.B. von Stufe 1 zu Stufe 3 gehen (wobei dann natürlich die Kriterien von Stufe 2 und Stufe 3 erfüllt werden müssen). Alternativ kann eine Organisation sich auch dazu entscheiden, für alle Kernelemente einen bestimmten Reifegrad anzustreben. Wie auch die ISO 50001 gibt die ISO 50005 dabei nicht vor, wie die Organisation vorzugehen hat.

Die im EnFG enthaltene Anforderung nach „mindestens Umsetzungsstufe 3“ bedeutet, dass eine Organisation bei allen Kernelementen mindestens den Reifegrad „Stufe 3“ nach ISO 50005 erreicht haben muss. (Die abweichenden Begriffe im Gesetz sind wohl dadurch zu erklären, dass das EnFG bereits im Juli 2022 veröffentlicht wurde, die deutsche Normfassung jedoch erst im September.). Zur Erreichung der Ziele müssen Maßnahmen festgelegt werden, die mit Zuständigkeiten, Ressourcen sowie einem Zeitplan versehen werden sollten. Das Ganze sollte in einem Projektplan (z.B. GANTT-Diagramm) festgehalten werden, die Umsetzung des Projektplans überwacht und regelmäßig bewertet werden. Wenn Sie nach Erreichen der Stufe 4 für alle 12 Kernelemente eine Zertifizierung nach ISO 50001 anstreben, (im Anhang A als "natürliche Weiterentwicklung" bezeichnet) empfiehlt ISO 50005 die Durchführung einer Lückenanalyse. Dies geschieht, da die Kriterien nicht alle Anforderungen der ISO 50001 systematisch abdecken. Daher können weitere Aktivitäten erforderlich sein, bevor alle Anforderungen der ISO 50001:2018 erfüllt sind.

DIN EN ISO 50005 - Festlegung erster Ziele

Die 12 Kernelemente der DIN EN ISO 50005

Wie bereits erwähnt, lehnen sich die 12 Elemente der ISO 50005 an die ISO 50001 an; sie entsprechen Abschnitten oder Unterabschnitten der Zeritifizierungsnorm. Die 12 Kernabschnitte sind:

  • 1 – Kontext der Organisation,
  • 2 – Führung,
  • 3 – Ressourcen,
  • 4 – Energetische Bewertung,
  • 5 – Energieleistungskennzahlen und energetische Ausgangsbasen,
  • 6 – Ziele, Energieziele und Aktionspläne,
  • 7 – Kompetenz sowie Bewusstsein,
  • 8 – Betrieb und Instandhaltung,
  • 9 – Beschaffung und Auslegung,
  • 10 – Prozess zur Bekanntmachung und Lenkung dokumentierter Information,
  • 11 – Überwachung, Messung, Analyse sowie Bewertung der energiebezogenen Leistung,
  • 12 – Managementbewertung und Verbesserung

In der ISO 50005 ist der Bezug zur ISO 50001:2018 für jedes Element angegeben. So bezieht sich das Element 12 auf die Unterabschnitte 9.2, 9.3, 10.1sowie 10.2 der ISO 50001. Der Leitfaden gibt zu jedem Element zunächst einführende Hinweise zu den Anforderungen und stellt dann eine Tabelle bereit, in der Kriterien für die stufenweise Einstufung in die Umsetzungsstufen 1, 2, 3 oder 4 für verschiedene das Element betreffende Themen aufgeführt sind. Für Kernelement 4 (Energetische Bewertung) lauten die Themen beispielsweise:

  • Energieeinsatz und Energieverbrauch,
  • SEUs
  • Möglichkeiten zur Energieeinsparung,
  • Sammlung von Energiedaten,
  • dokumentierte Information.
  • Die Kriterien für das Thema „Energieeinsatz und Energieverbrauch“ lauten beispielsweise:
  • Stufe 1: Aktuelle Energiearten sowie Energieeinsatz/-einsätze sind identifiziert.
  • Stufe 2: Bisherige und gegenwärtige Energieeinsätze, Energieverbrauch und Energiekostendaten sind bewertet.
  • Stufe 3: Vorläufige Schätzung des künftigen Energieverbrauchs und der künftigen Energieeinsätze ist erstellt.
  • Stufe 4: Künftiger Energieverbrauch und künftige Energieeinsätze sind abgeschätzt. Energetische Bewertung wird bei wesentlichen energierelevanten Änderungen sowie in festgelegten Zeitabständen aktualisiert.

Weiterentwicklung des Energiemanagementsystems

Anhang A der ISO 50005 bietet Hinweise sowie bewährte Energiemanagementpraktiken, die die Weiterentwicklung des Energiemanagement Systems unterstützen sollen, sei es durch eine stufenweisen Umsetzung oder durch die spätere Anstreben einer Zertifizierung nach ISO 50001. Die Hinweise sind den Kernelementen der ISO 50005 zugeordnet; es gibt aber nicht für jedes Kernelement Hinweise. Für das Kernelement 4 etwa sind keine Hinweise enthalten.

Anforderungen an Stufe 3

Im Anhang B der DIN EN ISO 50005 sind die Kriterien für die jeweiligen Stufen / Level des Reifegradmodells zusammenfassend dargestellt. Im EnFG sind für Stufe 3, deren Umsetzung gefordert wird, beispielsweise folgende Anforderungen festgelegt (nicht wortegetreuer Auszug aus der ISO 50005):

Kontext der Organisation

Der Kontext der Organisation im Energiemanagement bezieht sich auf:

  • die Bestimmung interner sowie externer Themen, die sich auf die Fähigkeit der Organisation auswirken, um ihre energiebezogene Leistung zu verbessern,
  • die Identifikation von Risiken sowie Chancen in Verbindung mit diesen Themen,
  • die Anwendung von rechtlichen Anforderungen und andere Anforderungen im Rahmen des EnMS.

ISO 50005 Kurzschulung - Einführung Energiemanagementsystem

Ihre ISO 50005 Kurzschulung - Einführung Energiemanagementsystem

Vorlagen / Musterdokumente: Nutzen Sie unsere ISO 50005 Kurzschulung zur Sensibilisierung Ihrer Mitarbeiter für die schrittweise Einführung eines Energiemanagementsystems. Diese beruht auf einem Reifegradmodell: Für 12 Kernelemente des EnMS definiert die Norm vier Reifegradstufen. Diese werden klar strukturiert aufgezeigt. Somit können Sie und Ihre Mitarbeiter direkt mit der Arbeit zur schrittweisen Einführung eines Energiemanagementsystems beginnen.


Führung

Die oberste Leitung stellt sicher, dass:

  • die Energiepolitik eine Verpflichtung zur fortlaufenden Verbesserung der energiebezogenen Leistung und des EnMS enthält,
  • Ziele und Energieziele festgelegt werden,
  • Verantwortlichkeiten sowie Befugnisse für relevante Rollen festgelegt und bekanntgemacht werden.

Ressourcen

Die effektive Verwaltung von Ressourcen im Energiemanagement spielt eine zentrale Rolle bei der Optimierung der Energieeffizienz sowie der Erreichung von Nachhaltigkeitszielen in Organisationen. Die Anforderungen umfassen dabei:

  • Die Kosten für das Energiemanagement System in bestehende Kapital- und/oder Betriebskostenbudgets aufnehmen,
  • Energie-Team (EnMT) stellt Aufbau, Umsetzung, Aufrechterhaltung sowie fortlaufend Verbesserung des EnMS sicher,
  • Energie-Team setzt Aktionspläne zur Verbesserung der energiebezogenen Leistung um,
  • Energie-Team überwacht die energiebezogene Leistung der Organisation.
  • Energetische Bewertung
  • Vorläufige Schätzung des künftigen Energieverbrauchs sowie der künftigen Energieeinsätze ist erstellt,
  • Aktuelle energiebezogene Leistung jedes SEU ist bestimmt,
  • Möglichkeiten zur Energieeinsparung sind priorisiert,
  • Pläne zur Energiedatensammlung (umfassen Energieverbrauch, Daten zu relevanten Variablen, betriebliche Kriterien für SEUs, Energieverbräuche) sind festgelegt,
  • Messbedarf ist in die Planung einbezogen (z.B. Kauf/Einbau von Unterzählern),
  • Ergebnisse der energetischen Bewertung im Dokument verfügbar.

 

 

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